Brief des PGR „Bornheim – An Rhein und Vorgebirge“ an den Erzbischof

 

Der PGR hat sich im Anschluss an das Seelsorgebereichsforum zum Pastoralen Zukunftsweg am 06.10.2020 ausführlich mit den Umstrukturierungsplänen des Erzbistums Köln zur ‚Pfarrei der Zukunft‘ und zur ‚Zielskizze 2030‘ beschäftigt und einstimmig beschlossen, einen Protestbrief an den Erzbischof zu verfassen. Folgender Brief (aus Datenschutzgründen ohne Absenderadressen und Unterschriften) ist am 07.12.2020 verschickt worden. Am 17.12.2020 hat das Sekretariat des Erzbischofs den Eingang des Schreibens dankend bestätigt und eine Antwort in Aussicht gestellt.

 

 

An den

Erzbischof von Köln

Rainer Maria Kardinal Woelki

Kardinal-Frings-Str. 10

50668 Köln

 

Zur Kenntnisnahme an die

Diözesanstelle für den pastoralen Zukunftsweg im Erzbistum Köln

Marzellenstraße 32

50668 Köln

 

Bornheim, den 07.12.2020

 

Sehr geehrter Herr Erzbischof,

 

Ihren ausdrücklichen Wunsch nach Partizipation und Dezentralisation aufgreifend, fordern wir als Pfarrgemeinderat „Bornheim – An Rhein und Vorgebirge“ in unserer Verantwortung als gewählte Vertreterinnen und Vertreter der Katholikinnen und Katholiken unseres Seelsorgebereiches Sie hiermit auf, Ihre im Rahmen des Pastoralen Zukunftsweges entwickelten Pläne zur ‚Pfarrei der Zukunft‘ zurückzunehmen.

 

Wir sind in großer Sorge. Ein realistisches Bild von lebendiger Kirche zeigt, dass das kirchliche Leben ‚rund um den Kirchturm‘ stattfindet und nicht per Anordnung zentralisiert werden kann. Die Kirche vor Ort ist der Identifikationspunkt für die einzelnen Christinnen und Christen – und für das Gemeindeleben. Dies nehmen wir an unseren historisch gewachsenen Kirchenstandorten im Vorgebirge und am Rhein sehr deutlich wahr.

 

Wir lehnen Ihre Pläne ab, weil sie in keiner Weise unsere Bedürfnisse und Verhältnisse ernst nehmen. Wir werden nicht dabei zusehen, wie unsere traditionellen historischen Kirchenstandorte im Vorgebirge und das dort blühende Gemeindeleben einfach aufgelöst werden. Denn wir sind durchaus in der Lage, unsere Standorte liturgisch mit Leben zu erfüllen, d.h. im Vorgebirge zum Beispiel sonntägliche Gottesdienstfeiern zu gestalten.

 

Wir warnen eindringlich davor, die noch vorhandenen und durch das große Engagement der Laien getragenen Strukturen gering zu achten und zu gefährden und plädieren deshalb nachdrücklich für die Erhaltung und Stärkung der noch funktionierenden Gemeinden ‚um einen Kirchturm herum‘. Mit Ihren Plänen nehmen Sie in Kauf, dass kirchliches Leben vor Ort austrocknet und verdunstet; dass Kirche keine Identifikationsmöglichkeit mehr bietet und somit im Bewusstsein der Menschen weit weggerückt wird.

 

Die Zielskizze 2030 sagt wenig über den strukturellen Rahmen aus, der auch künftig erforderlich ist. Wir erinnern daran, dass es für ein lebendiges kirchliches Leben vor Ort weiterhin die rechtliche Selbständigkeit der örtlichen, historisch gewachsenen Pfarrei als Körperschaft des öffentlichen Rechts braucht: mit Vermögen und eigenem Haushalt. Nur dann werden sich auch ehrenamtlich Engagierte finden, die für ihre Gemeinde Verantwortung übernehmen wollen. Weiterhin braucht jede Gemeinde eine pastorale Ansprechpartnerin oder einen pastoralen Ansprechpartner vor Ort.

 

Wir wissen alle, dass die Zahl der Gläubigen und der Priester rückläufig ist. In dieser Situation müssen wir alle unsere Kräfte dafür einsetzen, dass die Kirche eben nicht einem vermeintlichen ‚Gesundschrumpfungsprozess‘ ausgesetzt wird, sondern dass sie wahrnehmbar für alle bleibt; als Einladung für jeden einzelnen Mitmenschen, aber auch als bedeutende Stimme in der Gesellschaft. Wir „an Rhein und Vorgebirge“ brauchen dafür keine ohne Rücksicht auf die Engagierten vor Ort durchgesetzte ‚Pfarrei der Zukunft‘ oder ‚Zielskizze 2030‘, sondern sehen uns jetzt schon zur Zukunftsgestaltung in der Lage: partizipativ und dezentral.

 

Mit freundlichem Gruß

 

Ihr Pfarrgemeinderat „Bornheim – An Rhein und Vorgebirge“